Geschichte
Die Geschichte der Doppelfassaden wird in zahlreichen Büchern, Berichten und Artikeln dokumentiert. Laut Saelens (2002) wurde eine frühe Version einer hinterlüfteten Mehrfachfassade schon 1849 von Jean-Baptiste Jobard beschrieben. Jobard, damals Direktor des Industriemuseums in Brüssel, erklärte wie im Winter heiße und im Sommer kalte Luft zwischen zwei Glasschichten strömen sollte.
Laut Crespos erschienen zweischalige Vorhangwände das erste Mal im Jahre 1903, in der Steiff Fabrik in Giengen, Deutschland. Dabei war unter Berück-
sichtigung der Witterung und der starken Winde in dieser Region die Maximierung der Tageslichtnutzung das Hauptziel. Die Lösung bestand aus einem dreistöckigen Bau, mit einem Erdgeschoss für Lagerzwecke und den zwei oberen Stockwerken als Arbeitsbereich. Durch den Erfolg des Gebäudes folgten zwei Zubauten in den Jahren 1904 und 1908, die ebenfalls auf einer Doppelfassade beruhten, aber aus Budgetgründen auf Holz anstelle von Stahl verwendeten. Alle Gebäude sind nach wie vor in Gebrauch.
1903 gewann Otto Wagner den Wettbewerb für die Postsparkasse in Wien, Österreich. Das Gebäude wurde in zwei Phasen zwischen 1904 und 1912 errichtet, mit einem zweischaligen Dachfenster in der Haupthalle. Ende der 1920er Jahre wurden Doppelfassaden entwickelt, die andere Prioritäten vorsahen. Zwei charakteristische Beispiele dafür finden sich einerseits in Russland, wo Moisei Ginzburg mit Doppelfassadenstreifen an Gemeinde-
wohnbauten des Narkomfin Komplexes (1928) experimentierte und andererseits in Frankreich, wo Le Corbusier ein Jahr nachdem er das Moskauer Centrosoyus entwarf, in Paris das Design für die Cite de Refuge (1929) und Immeuble Clarte (1930) vorlegte.
Bis in die späten 70er und frühen 80er gab es im Bereich der Doppelfassaden kaum Fortschritte. Erst Mitte der 80er gewann diese Art von Fassade wieder an Aufmerksamkeit, da Umweltaspekte ein gutes Argument für ein derartiges Design waren; Beispiele aus dieser Zeit sind die Büros von Leslie und Godwin. In anderen Fällen war der ästhetische Eindruck der mehrfachen Glasschichten der Hauptgrund.
In den 90ern wurde die Verbreitung von Doppelfassaden stark durch zwei Faktoren beeinflusst: die zunehmende Sorge um die Umwelt beeinflusste die architektonischen Entwürfe nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch der politische Standpunkt, dass „grüne“ Häuser ein gutes Image verleihen, spielte eine wichtige Rolle.
[Harris Poirazis: Double Skin Façades for Office Buildings – Literature Review. Division of Energy and Building Design, Department of Construction and Architecture, Lund Institute of Technology, Lund University, 2004. Report EBD-R-04/3].
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